Montag, 3. März 2014

Eine herbstliche Panne in den Karpaten. Ukrainische Improvisationen

In den ukrainischen Karpaten
In den ukrainischen Karpaten

Mit einem reichhaltigen Frühstück im Bauch und mit festem Schuhwerk an den Füßen steigen wir ins Auto ein: Heute wollen wir in den Karpaten wandern! Das Wetter ist eher mies: Grau und undurchdringlicher Nebel rundum. Die Aussicht wird wohl beschränkt sein oben… Der Weg, den wir nehmen ist sehr stolprig. Bei jedem größeren Stein spüre ich die Stoßdämpfer. Als die Asphaltstraße endet denke ich, dass wir anhalten und zu Fuß weiterlaufen müssen, aber wir fahren immer weiter.

Der Nebel verschwindet allmählich. Auf unserer Fahrt durchqueren wir ein paar Karpatendörfer, genauer gesagt vereinzelte Häuser, treffen aber niemanden. Endlich verlassen wir den schier endlosen Wald, aber der steinige Feldweg hört nicht auf. Je höher wir aus dem Wald herauskommen, desto mehr klart es auf.

Nur noch ein kurzes Stück des Wegs fahren wir,dann steigen wir aus. Doch ich spüre die Unruhe meines Fahrers. Er stellt den Motor aus und steigt aus dem Wagen. Mit verdrossener Miene kommt er wieder und meldet, dass der Reifen geplatzt ist. Nichts und niemand um uns herum. Ich biete meine Hilfe an und kriege ein etwas ironisches Lächeln zurück… Naja, stimmt schon, ich bin kein Profi- Reifenwechsler.

Ich nutze also die Gelegenheit, um eine verlängerte Fotosession in den Karpaten zu veranstalten. Ich bin von wunderbarer Landschaft umgeben. Der Nebel enthüllt endlich die sanften Hänge mit noch grüner Wiese und mit rot goldenen Bäumen.

Ich kehre zum Wagen zurück, aber der Reifenwechsel scheint doch nicht so einfach zu sein. Also beschließe ich, noch eine andere kleine Tour zu machen, diesmal ohne Kamera. Ich steige hinauf bis zu den Sommerweiden, hinter dem Hügel öffnet sich ein herrliches Panorama über die ganze Karpatenkette.

Ich gehe wieder bergab und mein Begleiter scheint noch mehr verdrossen zu sein. Kein Fortschritt in Sicht: Das Rad mit dem geplatzten Reifen will einfach nicht abgehen. Diesmal bleibe ich beim Auto und der Fahrer geht auf die Suche nach starken Händen und gutem Werkzeug. Während seiner Abwesenheit fahren Huzulen, Angehörige der hiesigen Bevölkerung, mit einer Pferdekutsche vorbei und bieten mir an, mich mitzunehmen. Ich lehne höflich ab.

Herbstliche Karpatenidylle
Herbstliche Karpatenidylle

Einige Zeit vergeht und mein Fahrer ist wieder da, mit einem großen Schraubenschlüssel in der Hand. Das Rad wehrt sich widerspenstig gegen alle Abbauversuche und der Schlüssel geht kaputt. Mein Fahrer lässt mich wieder alleine.

Diesmal sind es zwei Wanderer, die mir anbieten, mich zu entführen. Obwohl ich gerne spazieren gegangen wäre, bleibe ich artig im Auto. Ich warte noch ein bisschen.

Der Nebel hat sich inzwischen völlig gelichtet und ist strahlendem Sonnenschein gewichen. Mein Fahrer kommt ohne helfende Hände zurück. Also warten wir weiter. Nach einer Weile erscheint ein Trecker am Horizont und nähert sich. Er hält und zwei Huzulen steigen aus. Nach einem kurzen Wortwechsel und einem Blick auf den Reifen wird eine Entscheidung getroffen: Es wird ein Messer rausgeholt, ein noch größeres Loch in den Reifen geschnitten, ein passgenaues Stück Gummi eingesetzt und mit Spucke abgedichtet. Das wars! Kein Witz! Am Anfang konnte ich das selber nicht glauben, vor allem auf dem steinigen Weg.

Aber danach sind wir mit diesem geflickten Reifen noch einige hundert Kilometer gefahren. Und kein Zwischenfall…